Quelle: Wikipedia
Lisa Eckhart (eigentlich Lisa Lasselsberger; * 6. September 1992 in Leoben, Steiermark) ist eine österreichische Kabarettistin, Poetry-Slammerin und Romanautorin.
Im Oktober 2015 gewann sie als zweite Frau die österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaften. Bei der deutschen Poetry-Slam-Meisterschaft 2015 in Augsburg schied sie jedoch punktgleich mit dem späteren Sieger Jan Philipp Zymny per Losentscheid aus.
Am 30. Oktober 2015 gab Eckhart mit Als ob Sie Besseres zu tun hätten im Kabarett Niedermair ihr Kabarett-Solodebüt, mit dem sie später unter anderem im Wiener Theater am Alsergrund auf der Bühne stand. Für ihr Soloprogramm wurde sie mit dem Förderpreis des Österreichischen Kabarettpreises ausgezeichnet.
2016 war sie im Vereinsheim Schwabing im Bayerischen Rundfunk zu sehen. Im ORF war sie ab November 2016 Teil des Rateteams von Was gibt es Neues? in ORF 1 und im Juni 2016 sowie im Juni 2018 im TV-Talk Stöckl in ORF 2 zu sehen. 2017 war sie als Gast bei Pufpaffs Happy Hour, bei nuhr ab 18 von Dieter Nuhr, im WDR in den Mitternachtsspitzen und in der von Gerburg Jahnke präsentierten Sendung Ladies Night sowie im ORF in der Sendung Pratersterne zu sehen. Anfang 2018 hatte sie ihren ersten Auftritt bei nuhr im Ersten sowie in Die Anstalt und im November 2018 im ORF-Format DIE.NACHT – fahrlässig. Seit 2019 ist sie Stammgast in der ARD-Kabarettsendung nuhr im Ersten. Jänner 2018 startete Eckhart ihr zweites Soloprogramm Die Vorteile des Lasters (Premiere im Kabarett Niedermair). 2022 ging sie mit ihren Soloprogrammen BOUM und seit 2023 mit Kaiserin Stasi die Erste auf Tour. Die Premiere von Kaiserin Stasi die Erste, von Eckhart auf den Tag der Deutschen Einheit gelegt, fand am 3. Oktober 2023 im Haus Leipzig statt.
Auf Einladung des Kuratoren-Duos Daniela Strigl und Klaus Kastberger las sie beim Literaturfestival „O-Töne“ 2020 aus ihrem Roman Omama. Das Buch mit steirischen „Ein-Satz-Milieustudien“ stand auf verschiedenen Bestsellerlisten in Deutschland und Österreich. Ihr 2022 erschienener Paris-Roman Boum stieß in der Kritik dagegen auf gemischtes Echo. Als charakteristisch für diesen „sprachlich überschäumenden, pointenreichen Roman“ wurde durch den Deutschlandfunk Kultur die häufige Verwendung der rhetorischen Figur des Zeugmas beschrieben.
2020 wurde Eckhart für einen 2018 in der WDR-Sendung Mitternachtsspitzen gesendeten kabarettistischen Beitrag Antisemitismus vorgeworfen. In ihrem satirischen Beitrag Die heilige Kuh hat BSE hatte sie in sarkastischer Art und in Form einer Figurenrede die Frage gestellt, „was wir tun, wenn die Unantastbaren beginnen, andere anzutasten“: Wenn also Juden wie Harvey Weinstein oder Roman Polański, Schwarze wie Bill Cosby oder Morgan Freeman Frauen sexuell belästigten und Schwule wie Kevin Spacey Männer. Das sei „der feuchte Alptraum der politischen Korrektheit“. Kritisiert wurde Eckharts Äußerung „Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld.“ Die Jüdische Allgemeine schrieb, ihr kabarettistisches Rezept bestehe „im simplen Brechen von Tabus, die nie welche waren – auch in puncto Antisemitismus“. Der Antisemitismusbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Felix Klein, bezeichnete Eckharts Einlage von 2018 als „geschmacklos und kritikwürdig“ und erklärte, ihre Pointen basierten auf „Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit“. Währenddessen verteidigte Ariane Lemme, ebenfalls in der taz, ihren Humor unter dem Titel Satire muss wehtun dürfen. Der WDR, der ihren Beitrag ausgestrahlt hatte, verteidigte Eckhart gegen den Vorwurf des Antisemitismus mit der Begründung, sie habe Vorurteile entlarven wollen. Auch Henryk M. Broder in der Welt (Wie Lisa Eckhart ihr Publikum und Berufsempörte überfordert) und Götz Aly in der Berliner Zeitung verteidigten Eckhart gegen den Vorwurf des Antisemitismus. Gerhard Haase-Hindenberg meinte in der Jüdischen Allgemeinen, er habe eine Künstlerin erlebt, die „gesellschaftliche Vorurteile allein dadurch entlarvte, dass sie sie überspitzte“. Beim Publikum komme der Tabubruch gut an.
Am 9. November 2021 strahlte der ORF einen Auftritt Eckharts aus, in welchem sie fragte: „Wieso sind in Sachen Humor die Juden den Frauen zwei Nasenlängen voraus?“ Der Musikjournalist Hardy Funk nannte im Bayerischen Rundfunk Eckharts Auftritt „eindeutig antisemitisch“ und urteilte, dass ihr Witz „nicht die Spur eines doppelten Bodens“ habe.
Zu solcher Kritik an ihrem im November 2021 mehr als ein Jahr alten Programm Die Vorteile des Lasters hatte sie selbst bereits gegenüber der DPA als „einen verbreiteten Reflex (…), auf bestimmte Reizworte zu reagieren“ und „boshaftes Missverstehen“ bezeichnet und die Frage aufgeworfen, „wie geht man mit Antisemitismus und Rassismus um? Erhebt man sie zum Tabu oder degradiert man sie zum Witz? Ich bin immer auf der Seite des Humors“.
Im August 2020 berichtete der Spiegel, dass das Hamburger Literaturfestival Harbour Front Eckharts geplanten Auftritt abgesagt hatte. Die Festivalleitung „sehe sich außer Stande, im Falle einer Lesung die ‚Sicherheit der Besucher und der Künstlerin‘ zu gewährleisten“. Weiter heißt es in dem Schreiben: „Es ist unseres Erachtens sinnlos, eine Veranstaltung anzusetzen, bei der klar ist, dass sie gesprengt werden wird, und sogar Sach- und Personenschäden wahrscheinlich sind. Wir haben in den letzten Tagen bereits aus der Nachbarschaft gehört, dass sich der Protest schon formiert.“ Im „bekanntlich höchst linken Viertel“ werde eine solche Veranstaltung nicht geduldet, auch an Polizeischutz sei nicht zu denken, weil „die Situation dann sogar noch eskalieren und gar zu Straßenscharmützeln führen“ könne. Ihr Verlag teilte der Leitung des Festivals mit, dass sie das Angebot, am Wettbewerb um den Kühne-Preis 2020 über den Umweg einer Videolesung teilzunehmen, nicht annehmen werde. Mit Sascha Reh sah sich außerdem ein Schriftsteller außerstande, bei einer Veranstaltung zu lesen, „die sich nicht unmissverständlich hinter das Recht auf Freiheit in Kunst und Rede stellt – auch dann, wenn mit Krawall zu rechnen ist“.
Die AfD Hessen postete nach ihrer Ausladung auf Facebook ein Foto von ihr. Die Autorin distanzierte sich von der Partei, Eckhart und der Verlag kündigten rechtliche Schritte an.
Im Kontext der Debatten über Eckhart, Dieter Nuhr und Cancel Culture folgten unter anderem Kommentare von Knut Cordsen bei BR KulturBühne und von Dirk Peitz in der Zeit sowie zwei Deutschlandfunk-Kultur-Interviews mit Claus Leggewie und mit Stefanie Sargnagel. Auch ein Tagesspiegel-Kommentar von Malte Lehming, Götz Alys Kolumne in der Berliner Zeitung, ein Zapp-Kommentar von Sebastian Friedrich, ein WELTplus-Artikel von Deniz Yücel, ein Artikel von Michael Hanfeld in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie Margarete Stokowski in ihrer Spiegel-Kolumne gingen auf die Debatte ein.
Bei der Eröffnung des Harbour-Front-Literaturfestivals im September 2020 kritisierte Navid Kermani zwei Autoren, die es abgelehnt hatten, mit Eckhart auf der Bühne zu stehen, was zu ihrer Ausladung beigetragen habe. Sie sei wegen ihres Debütromans Omama eingeladen worden, und „die Bühne ist ein öffentlicher Raum, und indem eine unabhängige Jury ihren Roman ausgewählt hat, stand ihr das gleiche Recht zu, diesen öffentlichen Raum zu betreten.“